Impingement Syndrom – Alles was du wissen musst
Hattest du schon einmal Schmerzen in deiner Schulter, welche du nicht sofort einordnen konntest und hast „Dr. Google“ deine Symptome geschildert? Sicher bist du dann auch über den Begriff des „Impingement-Syndrom“ gestolpert. Hiermit bist du nicht allein, denn das Impingement-Syndrom schwebt häufig wie ein Damoklesschwert über all denen, die sich bereits einmal wegen Schulterbeschwerden belesen haben.
Und so verkehrt scheint diese „Diagnose“ auf den ersten Blick nicht, denn das Impingement-Syndrom ist gleich nach der Rotatorenmanschettenruptur (kurz: RMR) die zweithäufigste Ursache für Schmerzen im Bereich der Schulter. Da jedoch nicht jedes Schulterziepen gleich ein Impingement-Syndrom sein muss, erfährst du in diesem Artikel alles Wissenswerte zu diesem Syndrom.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein „Impingement-Syndrom“?
In der Medizin werden verschiedene Begriffe verwendet, welche nicht sofort erkennen lassen, worum es sich dabei handelt. Daher lass uns kurz die Begriffe „Impingement“ und „Syndrom“ getrennt voneinander betrachten:
Was ist ein „Impingement“?
Schaust du dir die deutsche Übersetzung des englischen Begriffes „Impingement“ an, wirst du (je nach Übersetzter und Kontext) die Wörter „Auftreffen“ oder „Zusammenstoß“ finden. Erklärt sich die Verbindung des Begriffes an dieser Stelle noch nicht sofort, wird diese jedoch später klarer (vgl. „Impingement-Syndrom der Schulter“).
Orientierst du dich gleich an einer medizinischen Definition, handelt es sich bei einem „Impingement“ um eine „schmerzhafte Veränderung oder Einklemmung von Gewebe“ (Pschyrembel, 2021). Und das klingt doch erst einmal nicht so dramatisch. Denn alles, was man sich einklemmt, kann man doch sicher auch wieder lösen. – Oder?
Was ist ein Syndrom?
Sicher ist dir das Wort „Syndrom“ ich verschiedenen Kontexten bereits begegnet. Doch was bedeutet es? Syndrome sind gekennzeichnet durch ein Zusammentreffen verschiedener Symptome oder Symptomkomplexe, welche alle durch die gleiche Ursache ausgelöst wurden.
Um die Diagnose des „Impingement-Syndrom“ zu erhalten, musst du dementsprechend vorab definierte Symptome aufweisen, welche auf eine „schmerzhafte Veränderung oder Einklemmung von Gewebe“ (Pschyrembel, 2021) zurückgeführt werden können.
Wo kann ein Impingement-Syndrom auftreten?
Und da es in der Medizin dann häufig doch nicht so einfach ist, gibt es nicht nur ein „Impingement-Syndrom“. In der Regel tritt dieses Syndrom nämlich an Körperstellen auf, welche anatomisch und physiologisch bereits zu Engpässen neigen. Hierzu zählen die Hüft- und Sprunggelenke, aber auch die Schultergelenke.
Impingement-Syndrom der Schulter
Wenn du dir noch einmal die allgemeine Definition des „Impingement-Syndrom“ vor Augen führst, müssen wir zum Verständnis zuerst einmal einordnen, welches Gewebe sich an der Schulter schmerzhaft verändert und/oder wo es „eingeklemmt“ ist. In der Regel handelt es sich hierbei um Sehnen der Rotatorenmanschette oder Schleimbeutel, welche sich im Subakromialraum „einklemmen“.
Wo ist der Subakromialraum?
Der Subakromialraum befindet sich, wie der lateinische Name bereits vermuten lässt, unter (lat. sub) dem Schulterdach (griech. Akromion).
Warum kommt es hier zu Einklemmungen?
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk in deinem Körper. Mit kaum einem anderen Gelenk hast du mehr Bewegungsspielraum. Um dir diesen Raum zu ermöglichen, ist dieses Gelenk, anders als etwa das Hüftgelenk, wenig durch knöcherne Strukturen begrenzt. Den Großteil der Stabilisation des Gelenkes übernimmt die Muskulatur, genauer: die Rotatorenmanschette.
Zwischen dem knöchernen Dach (Akromion) und dem Oberarmkopf (Caput humeri) liegt ein begrenzter Raum für diverse Sehnen der Rotatorenmanschette und schützende Schleimbeutel (Bursa), der Subakromialraum. In der Regel umfasst dieser Raum eine Höhe von circa einem Zentimeter. Aus verschiedenen Gründen kann dieser Raum zu eng werden und die Weichteile (Sehnen und Schleimbeutel) einengen.
- Outlet-Impingement-Syndrom: Das Outlet-Impingement-Syndrom ist mit Abstand die häufigste Form des subakromialen Impingement. Aufgrund von angeborenen oder erworbenen Veränderungen der Knochenstrukturen (z.B. Knochensporn, Kalkablagerungen), kommt es zu einer knöchernen Einengung des subakromialen Raumes. Was in diesem Fall mit den Muskelsehnen und Schleimbeuteln passieren kann, lässt sich an folgendem Beispiel vereinfach erklären: Stelle dir vor, du hättest ein schmales Rohr (ca. 1cm Durchmesser) und würdest in der Mitte einen Nagel bis zu Hälfte einschlagen (vgl. Knochensporn). Danach würdest du ein ummanteltes Kabel (ca. 4 cm Durchmesser) durch dieses Rohr schieben und über einen längeren Zeitraum von links nach rechts bewegen. Was würde passieren? Über kurz oder lang würde die Nagelspitze das Kabel aufritzen. Überträgst du dieses Beispiel wieder auf die Sehnen der Rotatorenmanschette, ist klar, wie eine es zu Entzündungen oder gar Sehnenrissen kommen kann.
Natürlich gibt es auch weniger „spitze“ und „punktuelle“ Veränderungen der Knochenstrukturen. Aber spätestens, nachdem du dir das nächste Mal den Finger eingeklemmt hast, wirst du verstehen, wie es zu verschiedenen Reizzuständen von Sehnen und Muskulatur kommen kann, wenn dies bei jeder Bewegung passiert. - Non–Outlet-Impingement-Syndrom: Im Gegensatz zum strukturellen Outlet-Impingement-Syndrom handelt es sich beim Non-Outlet-Impingement-Syndrom um ein funktionelles Syndrom. In Folge von Dysbalancen oder Verletzungen der Muskeln der Rotatorenmanschette, kommt es zu einer Verschiebung des Oberarmkopfes nach vorn und nach oben Richtung Schulterdach. Durch die Verschiebung des Oberarmkopfes kommt es somit nicht nur zu muskulären Instabilitäten, sondern auch zu einer Verschmälerung des Subakromialraum.
Wie äußert sich ein Impingement der Schulter?
In der Regel ist der Verlauf eher schleichend. Die Symptome treten zu Beginn milde und unregelmäßig auf und nehmen (unbehandelt) im Laufe der Zeit immer mehr an Intensität und Häufigkeit zu. Ausschließlich bei vorausgegangenen Verletzungen kann es dazu kommen, dass plötzlich akute Beschwerden auftreten, welche dir in dieser Form vorher noch nicht bekannt waren.
Zu üblichen Symptomen eines subakromialen Impingement-Syndroms zählen insbesondere Schmerzen in verschiedenen Alltagssituationen:
- Schmerzen in der Nacht: Da einer Veränderung von Gewebe auch ein Reiz- oder Entzündungszustand zu Grund liegen kann, kann dich ein Schulterschmerz auch in der Nacht wach machen oder -halten. Häufig ist auch ein Liegen auf der betroffenen Schulterseite nicht mehr möglich, da dies den Reizzustand oder Engpass verstärkt und die Schmerzen triggert.
- Schmerzen in Bewegung: Typisch bei einem Impingement-Syndrom sind Schmerzen beim seitlichen Wegführen des Armes (Abduktion). Hier gibt es in der Theorie sogar eine beschriebene Bewegungsamplitude, in welcher dieser Schmerz erfahrungsgemäß auftritt (vgl. Painful Arc; Angaben variieren, je nach Quelle):
- 0-60° Abduktion: kein Schmerz
- 60-120° Abduktion: Schmerz, der auf ein Impingement-Syndrom hinweist
- 120-180° Abduktion: kein Schmerz
Der Schmerz muss sich jedoch nicht ausschließlich lokal auf deine Schulter beziehen, sondern kann auch in angrenzende Bereiche wie deinen Schulter-Nacken-Bereichen, deinen Rücken oder deine Brust ausstrahlen. Manche Menschen beschreiben anstelle von Schmerzen auch eher ein „Einklemmungsgefühl“ oder „Schnappen“. Bei allen Betroffenen kommt es jedoch langfristig zu Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenkes.
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Wie behandelt man ein Impingement-Syndrom?
Ein Impingement-Syndrom kann diverse Ursachen haben und weist dementsprechend auch viele Möglichkeiten der Behandlung auf. Wichtig ist: Solltest du eine oder mehrere der oben benannten Beschwerden (vgl. „Wie äußert sich ein Impingement der Schulter“) bei dir bemerken, sprich immer mit deinem Arzt darüber. Dieser wird gemeinsam mit dir klären, wie es zu diesem Engpass kommen kann und welche Schritte eingeleitet werden sollten. In der Regel ist das Ziel der Behandlungen den Reiz- und Schmerzzustand zu reduzieren, um Schritt für Schritt eine schmerzarme bis -freie Bewegung im Alltag zu ermöglichen.
Literatur
Pschyrembel (2021). Impingement-Syndrom. Zuletzt abgerufen am 05.10.2022 unter https://www.pschyrembel.de/Impingement-Syndrom/K00AT/doc/.
Pschyrembel (2022). Subakromiales Impingement-Syndrom. Zuletzt abgerufen am 05.10.2022 unter https://www.pschyrembel.de/Subakromiales%20Impingementsyndrom/K0ANA.
Pschyrembel (2016). Syndrom. Zuletzt abgerufen am 23.10.2022 unter https://www.pschyrembel.de/Syndrom/K0M29/doc/.
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