Nutri Score: Was steckt hinter der Ernährungsampel?
Immer mehr Lebensmittelhersteller drucken auf die Verpackung ihrer Produkte den Nutri Score – eine Ernährungsampel, um uns Verbrauchern einen schnellen Überblick darüber zu geben, wie gesund oder ungesund das Produkt ist. Doch können wir uns auf diese Einschätzung verlassen? Was sagt uns die Kennzeichnung wirklich, wie wird sie berechnet und worauf sollten wir achten? Mehr dazu erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Nutri Score?
Diese bunte Kennzeichnung soll uns Verbrauchern helfen, die Nährwerteigenschaften von Lebensmitteln auf einen Blick einzuschätzen. Ursprünglich stammt das Prinzip aus Frankreich und wurde anschließend in England eingeführt. Seit dem 6. November 2020 ist es auch auf einigen Lebensmitteln in Deutschland zu finden.
Der Name stammt aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus der Abkürzung für „nutrition“ (Ernährung) sowie dem englischen Wort für Auswertung oder Punktzahl. Damit soll die Lebensmittelauswahl positiv beeinflusst werden. Der Nutri Score ist eine mehrfarbige Skala von A bis E. Der Farbverlauf orientiert sich an den Ampelfarben: dunkelgrün (A), hellgrün (B), gelb (C), orange (D) und rot (E). Der jeweilige Wert des Lebensmittels wird hervorgehoben.
Sticht beispielsweise der grüne Nutri Score A hervor, soll dies dem Konsumenten zeigen, dass es sich hierbei um ein Lebensmittel mit hohem ernährungsphysiologischem Wert handelt. Ein hervorgehobenes rotes E weist auf ein Produkt hin, welches lediglich gelegentlich zum Genuss verzehrt werden sollte.
Auf einen Blick:
- A (dunkelgrün) = optimal – zum regelmäßigen Verzehr geeignet
- B (hellgrün)
- C (gelb)
- D (orange)
- E (rot) = schlecht – lediglich in Maßen zum gelegentlichen Verzehr geeignet
Übrigens: 45 % derjenigen, die den Nutri Score auf Produkten wahrnehmen, gaben an, dass sie sich auch daran orientieren.
Warum brauchen wir den Nutri Score?
Jeder weiß, dass ein Apfel oder eine Karotte gesund ist. Doch sobald es um verpackte Lebensmittel geht, können wir uns nicht mehr sicher sein, es sei denn du kennst dich gut mit den komplizierten Bezeichnungen der Lebensmittelindustrie aus, die auf der Rückseite aufgeführt werden. Dass wir uns nicht allein auf unsere Intuition verlassen sollten, zeigt uns der DGE-Ernährungsbericht. Dieser bestätigt, dass Übergewicht und ernährungsbedingte Erkrankungen in Deutschland ein großes Problem darstellen. Viele Menschen ernähren sich also nicht gesund genug. Eine bessere Kennzeichnung von gesunden Lebensmitteln soll dazu führen, dass Menschen beim Einkaufen im Supermarkt ohne großen Aufwand bessere Entscheidungen für ihre Ernährung und somit ihre Gesundheit treffen.
Tipp: Du weißt nicht, was du Gesundes zum Essen kochen sollst? Probiere unsere 5 veganen Rezepte mit Tofu. Falls bei dir immer mal wieder Fertigprodukte auch dem Teller landen, könnte auch unser Blogbeitrag zu diesem Thema für dich interessant sein.
Nutri Score Produkte: Welche Lebensmittel sind gekennzeichnet?
Mit dem Nutri Score können alle verarbeiteten bzw. verpackten Lebensmittel gekennzeichnet werden. Dazu gehören zum Beispiel Frühstückscerealien, Aufstriche, Milchprodukte, Tiefkühlprodukte, Dosen- oder Glaskonserven sowie Süßigkeiten. Voraussetzung ist lediglich eine Verpackung. Ausgenommen sind somit beispielsweise loses Obst und Gemüse sowie frische Backwaren vom Bäcker. Keine Verpackung mit Nährwertangaben bedeutet auch kein Nutri Score.
Eine weitere Voraussetzung ist der Wille der Hersteller. Denn eine Verpflichtung der Kennzeichnung gibt es bislang nicht. Es liegt also im Ermessen des jeweiligen Lebensmittelherstellers, ob er Angaben über die Einstufung der enthaltenen Nährwerte geben möchte. Es könnte also möglich sein, dass häufig ein Nutri Score in der Kategorie A oder B abgebildet wird, jedoch nicht in der Kategorie C, D oder E. Eventuell werden Lebensmittel mit einer C, D oder E Bewertung weniger gekauft.
Nicht nur große Hersteller wie Danone oder Iglo haben die Kennzeichnung ihrer Produkte eingeführt, auch die Eigenmarken von beispielsweise Lidl, Aldi und Rewe drucken ihre Bewertung auf die Verpackungen ihrer Produkte – freiwillig.
Tipp: Auf dem Wochenmarkt wirst du zwar keine Produkte mit dem Nutri Score finden, jedoch werden hier hauptsächlich frische, gesunde Lebensmittel verkauft, sodass du bei einem Einkauf hier wenig falsch machen kannst.
Nutri Score: So funktioniert die Berechnung
Die Berechnung erfolgt immer pro 100 g oder 100 ml des jeweiligen Produktes. Für das Produkt werden günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet. Zu den ungünstigen Nährstoffen zählen ein hoher Energiegehalt, der Anteil an gesättigten Fettsäuren, der Zuckeranteil sowie der Anteil von Salz (Natrium).
Zu den günstigen, also gesunden Nährstoffen zählt der Eiweißanteil, der Ballaststoffanteil sowie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse. Für die günstigen Bestandteile werden Minuspunkte gesammelt. Diese werden von den gesammelten Pluspunkten der ungünstigen Bestandteile abgezogen. Je weniger Punkte nun dabei herauskommen, desto besser wird das Produkt bewertet. Die Punkte für feste Lebensmittel inklusive Milch und Milchgetränke werden den Farben wie folgt zugeordnet:
- Dunkelgrün: bis -1
- Hellgrün: 0 bis 2
- Gelb: 3 bis 10
- Orange: 11 bis 18
- Rot: 19 bis 40
Die Einteilung für Getränke ist deutlich strenger und sieht wie folgt aus:
- Dunkelgrün: Wasser
- Hellgrün: bis 1
- Gelb: 2 bis 5
- Orange: 6 bis 9
- Rot: 10 bis 40
Gut zu wissen: Milch und Milchgetränke zählen bei der Einstufung nicht als Getränke. Saft hingegen schon. Hersteller versuchen jedoch aufgrund der strengeren Regelungen durchzusetzen, dass diese wie feste Nahrung bewertet werden. Damit würden diese Produkte deutlich besser bewertet werden.
Nutri Score Berechnung: Beispiel
Um die Berechnung besser zu verstehen, haben wir ein Beispiel für dich. Die Nährwerte pro 100 g des Produktes sind wie folgt:
Ungünstige Nährstoffe:
- Energie: 386 kcal (4 Punkte)
- Zucker: 17g (3 Punkte)
- Gesättigte Fettsäuren: 0,2g (0 Punkte)
- Natrium: 0,01g (0 Punkte)
- Günstige Nährstoffe:
- Proteine: 6,9g (4 Punkte)
- Ballaststoffe: 1,5g (1 Punkt)
- Nüsse, Obst und Gemüse sind nicht enthalten, sodass hierfür keine Punkte anfallen.
Berechnung:
- 4 + 3 = 7 Punkte (Minuspunkte)
- 4 + 1 = 5 Punkte (Pluspunkte)
- 7 – 5 = 2 Punkte
Mit zwei Punkten fällt dieses Produkt in die Kategorie B (Hellgrün). Es handelt sich also laut Ernährungsampel um ein Nahrungsmittel, welches regelmäßig verzehrt werden kann.
Achtung: Grün bedeutet nicht immer gesund
Die Kennzeichnung sagt nicht immer etwas darüber aus, wie gesund ein Lebensmittel ist. Weder Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe, noch Süß- und Farbstoffe oder Konservierungsstoffe werden bei der Berechnung beachtet. Light Getränke schneiden beispielsweise besser ab, als ein natürlicher Apfelsaft. Und das, obwohl dieser im Gegensatz zu den kalorienarmen Getränken keine Zusatzstoffe beinhaltet. Das lässt sich durch den geringeren Energiegehalt der light Getränke erklären. Probiere lieber unsere zuckerfreien Limonaden und Eistees.
Auch bei Lachs kann es zu Verwirrung kommen. Abgepackter Räucherlachs wird mit einem orangefarbenen D gekennzeichnet. Somit schneidet er schlechter ab, als beispielsweise der ein oder andere zuckrige Joghurt oder sogar Schokoladenpudding. Ein Blick auf die Rückseite, wo du die genauen Zutaten sowie die Nährwertangaben findest, ist also immer noch die beste Lösung um festzustellen, ob es sich um ein gesundes Nahrungsmittel handelt.
Tipp: Nicht alle Lebensmittel sind durch eine Ampel gekennzeichnet, da diese bei uns nicht verpflichtend ist. Im Supermarkt gilt deswegen meistens: Je weniger Inhaltsstoffe, umso besser!
Fazit
Die Idee der Kennzeichnung von gesunden und gesunden Lebensmitteln ist eine gute Idee, um dem Verbraucher im Supermarkt Orientierung zu bieten. Insbesondere durch eine einfache Darstellung mit Farben, denn komplizierte Namen auf der Liste der Inhaltsstoffe sagen den meisten Konsumenten eher wenig.
Dennoch kann die derzeitige Umsetzung des Nutri Scores den Konsumenten auch in die Irre führen. Denn wie kann es sein, dass light Getränke besser eingestuft werden als natürlicher Apfelsaft, obwohl diese sicherlich nicht gesünder sind? Sich allein auf die Markierung der Hersteller zu verlassen, ist also nicht sinnvoll. Ganz einfach ist es also immer noch nicht, gesünder einzukaufen und besser zu essen. Anstelle eines allgemeinen Vergleichs, kann ein Vergleich der Ampel innerhalb einer Produktkategorie sein. Abgesehen davon stimmt jedoch das Sprichwort: Vergleiche nicht Äpfel mit Birnen.
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Quellen
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2022). Nutri-Score. Abgerufen am 09.03.22 von https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score_node.html
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021). 14. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht. Abgerufen am 09.03.22 von https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/dge-ernaehrungsbericht.html
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021). Deutschland, wie es isst – der BMEL-Ernährungsreport 2021. Abgerufen am 09.03.22 von https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport2021.html
Manon Egnell, Pauline Ducrot, Mathilde Touvier, Benjamin Allès, Serge Hercberg, Emmanuelle Kesse-Guyot, Chantal Julia (2018). Objective Understanding of Nutri-Score Front-Of-Package Nutrition Label According to Individual Characteristics of Subjects: Comparisons with Other Format Labels. Abgerufen am 9.03. 2022 von doi:10.1371/journal.pone.0202095
Verbraucherzentrale (2021). Nutri-Score: Erweiterte Nährwertkennzeichnung feiert ersten Geburtstag. Abgerufen am 09.03.22 von https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensmittel/kennzeichnung/naehrwert/nutri-score
Lebensmittelverband Deutschalnd (2022). Nutri-Score. Abgerufen am 09.03.22 von https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/nutriscore-erweiterte-naehrwertkennzeichnung-feiert-ersten-geburtstag-36561
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