Trainingslehre
Die Trainingslehre ist ein Teilbereich der Sportwissenschaft. Sie beschäftigt sich vor allem mit der Leistungssteigerung im Sport und allen dafür notwendigen Komponenten. Die Trainingslehre beschränkt sich dabei keineswegs auf den Fitnessbereich, sondern findet in allen Sportarten Verwendung. Im Fitnessbereich sind z. B. die funktionelle Anatomie, die Trainingsmethoden und das Wissen um die motorischen Fähigkeiten von zentraler Bedeutung.
Ein Fitnesstrainer sollte jeden Trainingsplan auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Trainingslehre anfertigen. Nur so können optimale Erfolge und gesundheitspositive Resultate erzielt werden. Gerade im Bereich Fitness kursieren zahlreiche Mythen, weshalb einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise bzw. einem Grundwissen der Trainingslehre noch mehr Bedeutung zukommt als in anderen Sportarten. Die Trainingslehre fungiert hier als Werkzeug zur Trainingsplanung und zur Bewertung von aufkommenden Fitnesstrends.
Was ist Training?
Um die Trainingslehre und all ihre Facetten verstehen zu können, muss zunächst der Begriff „Training“ näher beleuchtet werden. Training ist – auch wenn es umgangssprachlich oft synonym verwendet wird – ganz klar vom „Üben“ abzugrenzen. Beim Üben geht es nämlich darum, eine Bewegung oder einen Vorgang so oft durchzuführen, bis dieser perfektioniert ist.
Beim Training ist zusätzlich zum Üben noch eine morphologische Adaptation notwendig. Wenn zum Beispiel ein Kraftsportler die Übung Kreuzheben üben möchte, wird der Bewegungsablauf mehrmals mit der leeren Langhantel oder sehr geringem Gewicht durchgeführt. Dabei ist der Sportler nicht angestrengt. Wenn derselbe Sportler nun seine Maximalkraft beim Kreuzheben verbessern möchte, führt er die Übung Kreuzheben mit sehr hoher Intensität aus – er trainiert.
Training als Anpassungsvorgang
Um die für ein Training notwendige morphologische Adaptation zu erreichen, müssen die belastungsinduzierten Vorgänge des menschlichen Körpers bekannt sein. In der Trainingslehre sind hier insbesondere die Superkompensation und die Regeneration von Bedeutung. Nur wenn bei der Programmgestaltung im Training die Superkompensation verstanden und umgesetzt und auch der dazugehörigen Regeneration genug Beachtung geschenkt wurde, lässt sich ein optimaler sportlicher Erfolg erzielen und Übertraining vermeiden.
Anatomie in der Trainingslehre
Gerade im Fitnesssport kommt den einzelnen Muskeln eine größere Bedeutung zu als in anderen Sportarten. Daher ist die funktionale Anatomie hier eine besonders wichtige Grundlage der trainingswissenschaftlichen Betrachtung. Ein guter Trainer muss bestens mit dem aktiven und passiven Bewegungsapparat, insbesondere dem Muskelgewebe, vertraut sein. So ist es zur zielgerichteten Entwicklung der Muskulatur wichtig, dass der Trainer weiß, welche Funktionen die Muskeln erfüllen, denn nur so kann eine optimale Übungsauswahl erfolgen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn Krankheiten vorliegen (z. B. bei Kniebeschwerden) oder eine ästhetische Zielsetzung verfolgt wird (Bodybuilding).
Auch Kenntnisse des Herz-Kreislauf-Systems, insbesondere des Blutdrucks, sind hier relevant, da dieses vor allem beim Vorliegen von Einschränkungen die Belastungsparameter sowie die Übungsauswahl im Training beeinflussen kann. In der Trainingslehre werden daher Übungen bzw. Trainingsmethoden auch nach ihrem Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System betrachtet.
Trainingssteuerung und Zielsetzung in der Trainingslehre
Um mittels Training Anpassungsvorgänge zu erzielen, muss zunächst bekannt sein, was man verändern möchte. Mehr Maximalkraft, eine größere Kraftausdauer, mehr Muskelmasse oder doch mehr Ausdauer? Die Zielsetzung sollte dabei immer smart sein. Smart heißt in diesem Falle nicht nur clever, sondern ist ein Akronym und steht für:
- Spezifisch
- Messbar
- Attraktiv
- Realistisch
- Terminiert
Wenn das smarte Ziel bekannt ist, kann die Trainingssteuerung in Richtung Zielerreichung erfolgen. Hierzu stehen dem Trainer verschiedene trainingswissenschaftlich validierte Trainingsmethoden, wie z. B. die ILB-Methode, zur Verfügung. All diese Trainingsmethoden werden dabei den Prinzipien der Trainingslehre gerecht:
- Prinzip des trainingswirksamen Reizes
- Prinzip der progressiven Belastungssteigerung
- Prinzip der Variation
- Prinzip der optimalen Relation zwischen Belastung und Erholung
- Prinzip der Kontinuität
- Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung
- Prinzip der Altersgemäßheit und Individualität
Zusammenfassung
Die Trainingslehre im eigentlichen Sinne ist eine Zusammenfassung des aktuellen Wissensstands über sportliches Training. Dabei spielen sowohl praktische Erfahrungen als auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse eine große Rolle. Zur Trainingslehre gehört das Wissen über die Arten des sportlichen Trainings, dessen Anwendungsbereiche und die Grundvoraussetzungen sportlicher Leistung. Die Trainingsplanung im Krafttraining basiert auf den Erkenntnissen der Trainingslehre und ermöglicht dadurch eine zielorientierte Leistungssteigerung.
Literatur
Hofmann, P. (2004). II Grundlagen der Trainingslehre. In: Kompendium der Sportmedizin (153–166). Springer, Wien.
Hottenrott, K., Seidel, I. (2017). Handbuch Trainingswissenschaft – Trainingslehre. Schorndorf: Hofmann.
Schnabel, G. (Hrg.) (2008). Trainingslehre – Trainingswissenschaft: Leistung – Training – Wettkampf. Meyer & Meyer Verlag.
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